Zum Nachdenken...
Von einer Freundin:
Laute Schreie
Laute Schreie (sei doch still)
STILL STILL!!! (sei doch endlich still)
sei ruhig (hör auf hör auf hör auf)
mein Kopf, ich kann nicht mehr
schreie mich an (so laut, laut, laut)
Ich kann nicht mehr hören
STILL, BITTE! (sei doch endlich still)
Ich weiß, ich weiß ich kann nicht (hör auf, hör auf, so laut)
kann nichts ändern (hör auf, hör auf, so laut)
Schreie so laut (sei doch endlich still) in mich hinein (und will nicht mehr)
Ich kann nicht mehr (sei doch endlich still)
geh weg, ich kann, ich will, ich kann nicht mehr ( nein, nein, nein)
renne vor mir weg, weg vor den Schreien (ich will nicht, kann nicht)
sie sind so laut, so tief in mir (so laut, laut, laut)
Ich will sie nicht hören (hört auf, hör auf, hör endlich auf)
und ich renne
Wasser, warmes Wasser, wäscht die Schreie weg (still, still)
wäscht sie weg, nur weg von meiner haut (endlich still)
rauscht so laut und tief in meinen Ohren (so laut, laut, laut)
ertränkt die Schreie (seid doch endlich still)
endlich sind sie still (weg, endlich weg)
für eine Weile.
Copyright: K.H.
Aus dem Buch: Zeit zum Leben
Guten Tag!
"Guten Tag", sagte der kleine Prinz.
"Guten Tag", sagte der Händler.
Er handelte mit absolut wirksamen, durststillenden Pillen. Man schluckt jede Woche eine und spürt überhaupt kein Bedürfnis mehr zu trinken.
"Warum verkaufst Du das", sagte der kleine Prinz.
"Das ist eine große Zeitersparnis", sagte der Händler. "Die Sachverständigen haben Berechnungen angestellt. Man erspart dreiundfünfzig Minuten in der Woche."
"Und was macht man mit diesen dreiundfünfzig Minuten?"
"Man macht damit, was man will..."
"Wenn ich dreiundfünfzig Minuten übrig hätte", sagte der kleine Prinz, "würde ich ganz gemächlich zu einem Brunnen laufen..."
Die Zeit fährt Auto
Die Städte wachsen. Und die Kurse steigen.
Wenn jemand Geld hat, hat er auch Kredit.
Die Konten reden. Die Bilanzen schweigen.
Die Menschen sperren aus. Die Menschen streiken.
Der Globus dreht sich. Und wir drehn uns mit.
Die Zeit fährt Auto. Doch kein Mensch kann lenken.
Das Leben fliegt wie ein Gehöft vorbei.
Minister sprechen oft vom Steuersenken.
Wer weiß, ob sie im Ernste daran denken?
Der Globus dreht sich und geht nich entzwei.
Die Käufer kaufen. Und die Händler werben.
Das Geld kursiert, als sei das seine Pflicht.
Fabriken wachsen. Und Fabriken sterben.
Was gestern gut war, geht heute schon in Scherben.
Der Globus dreht sich, doch man sieht es nicht.
Erich Kästner
Du Narr
Ein Mann hatte einen großen Terminkalender und sagte zu sich selbst: Nun sind alle Termine eingeschrieben, aber noch sind die Tagung X und die Tagung Y, die Sitzung der Synode und des Gemeinderates nicht eingeplant. Wo soll ich sie alle unterbringen?
Und er kaufte sich einen größeren Terminkalender mit Einteilungsmöglichkeit der Nachtstunden, disponierte noch einmal, schrieb alle Tagungen und Sitzungen ein und sagte zu sich selbst: Nun sei ruhig, liebe Seele, du hast alles gut eingeplant. Versäume nur nichts!
Aber je weniger er versäumte, um so mehr stieg er im Ansehen und wurde in den Ausschuß Q und in den Ausschuß K gewählt, zweiter und erster Vorsitzender, Präsident, und eines Tages war es dann so weit, und Gott sagte:
DU NARR, DIESE NACHT STEHST DU AUF MEINEM TERMINKALENDER!!!
Gottfried Hänisch
Black & White
Wenn ich geboren werde, bin ich schwarz.
Wenn ich aufwachse, bin ich schwarz.
Wenn ich in die Sonne gehe, bin ich schwarz.
Und auch wenn ich sterbe, bin ich schwarz.
Aber Du!
Wenn Du geboren wirst, bist Du rosa.
Wenn Du aufwächst, bist Du weiß.
Wenn Dir speiübel ist, bist Du grün.
Wenn Du in die Sonne gehst, bist Du rot.
Wenn Dir eiskalt ist, bist Du gblau.
Wenn Du stirbst, bist Du violett.
UND DU HAST, VERDAMMT NOCH MAL, DEN NERV, MICH EINEN FARBIGEN ZU NENNEN!
Grafitti eines unbekannten Südafrikaners and der Haustür einer weißen Frau.
So sind die Neger
Es kaufte sich eine ältere Frau im Schnellrestaurant einen Teller Suppe. Behutsam trug sie die dampfende Köstlichkeit an einen Stehtisch, hängte ihre Handtasche darunter. Dann ging sie noch einmal zur Theke; den Löffel hatte sie vergessen.
Als sie zum Tisch zurückkehrte, stand dort doch tatsächlich einer jener Afrikaner - schwarz, Kraushaar, bunt wie ein Paradiesvogel und löffelte die Suppe.
Zuerst schaute die Frau ganz verdutzt, dann aber besann sie sich, lächelte ihn an und begann, ihren Löffel zu dem seinen in den Teller zu tauchen. Sie aßen gemeinsam. Nach der Mahlzeit - unterhalten konnten sie sich kaum - spendierte der junge Mann ihr noch einen Kaffee. Er verabschiedete sich höflich. Als die Frau gehen wollte und unter den Tisch zur Handtasche greifen will, findet sie nichts - alles weg!
Also doch ein gemeiner, hinterhältiger Spitzbube. Ich hätte es mir doch gleich denken können - Gemeinheit! Enttäuscht, mit rotem Gesicht schaut sie sich um. Er ist spurlos verschwunden. Aber am Nachbartisch erblickt sie einen Teller Suppe, inzwischen kalt geworden. Darunter hängt ihre Handtasche.
Manfred Zacher