-> Bist Du stumm, oder warum rufst Du nicht um Hilfe? <-

 -> Warum sagst Du nicht, dass es Dir schlecht geht? <-

-> Warum versteckst Du Deine Probleme? <-

->Du hast doch einen Mund zum reden,also sag mir doch,was mit Dir los ist!<-

Hast Du das auch schon zu oft gehört? Mir ging es auch immer so. Meine Familie wusste lange nicht, dass ich Probleme habe. Meine Arme konnte ich erfolgreich verstecken, nur mein Nachhilfelehrer ist mir "auf die Schliche gekommen". Danke dafür!

Aber warum sagt man denn nichts? Warum habe ich nichts gesagt? Weil ich dachte: Das ist nur ne Phase, das geht vorbei. Du bist OK, an Dir ist doch nichts anders, Du kannst sofort aufhören mit schneiden, wenn Du das willst. Und warum jemanden um Hilfe bitten? Ich kann das ALLEINE! Ich komm da alleine wieder raus, ich brauche keine Hilfe, ich bin alleine stark genug. Die anderen verstehen mich doch sowieso nicht, die haben doch alle keine Ahnung und vor allem meine Eltern verstehen das doch nicht. Ich hatte totale Angst vor ihren Reaktionen.

Ich war STUMM, habe meinen Mund nicht aufgemacht, wollte keine Hilfe, brauchte keine Hilfe.

Und ich habe lange gebraucht um zu akzeptieren, dass ich wirklich krank bin, dass ich doch HILFE brauche, weil ich es ALLEINE eben doch nicht schaffe.

Mein Kunstlehrer sagte mir damals: Nur wenn Du den Mund aufmachst, kann Dir geholfen werden. Und er hatte recht. Ich hab ja Hilfe bekommen und die Reaktionen meiner Eltern habe ich auch überlebt.

Doch zuerst muss man mal aufhören zu verdrängen. Man muss hinschauen und nicht wegschauen. Ich weiss, das ist einfach gesagt. Ich weiss ja aus Erfahrung wie schwer und schmerzhaft das ist. Doch es lohnt sich. Ich bin noch nicht wieder gesund, aber ich habe viel dazugelernt und kann jetzt mit meiner Krankheit umgehen.

Die Psyche ist sehr verletzlich und bei jedem Menschen individuell. Jeder reagiert anders. Auch wenn wir den anderen nicht verstehen, oder uns nicht in seine Lage hineinversetzen können, sollten wir doch vorsichtig miteinander umgehen, oder wie Kafka sagt: "Schon darum sollten wir Menschen voreinander so ehrfürchtig, so nachdenklich (...) stehen, wie vor dem Eingang zur Hölle."

Man sollte aufpassen, was man dem Gegenüber sagt, denn die Worte, die einmal Deinen Mund verlassen haben, kannst Du nie wieder zurück nehmen. Sie sind gesagt. Und sie hinterlassen Wunden. Die Wunden können verheilen, aber die Narben bleiben für immer. Wie ein Stück Holz in das man Nägel hineingeschlagen hat. Selbst wenn sie wieder rauszieht bleiben die Löcher. Und genau so ist es auch mit unserer Selle und unserer Psyche. Auch wenn man denkt: Ach, der/die hat doch ne harte Schale, dem/der macht das doch nicht. Du weisst nie, was hinter der Fassade steckt. Vielleicht ist derjenige hart nach aussen, ist innendrin aber klein und verletzlich. Deswegen sollten wir erstmal nachdenken, bevor wir reden.

Aber auch in einer anderen Beziehung war ich stumm, besser gesagt, musste ich stumm sein.

Als meine Eltern wussten, was los mit mir ist, habe ich sehr sehr oft gehört: Rede da aber nicht mit anderen Leuten drüber, das muss ja nicht jeder wissen.

"WAS SOLLEN DIE LEUTE DENN DENKEN/WAS WERDEN DIE LEUTE DENN SAGEN??"

Ja, das hab ich oft gehört. Aber ich hab keinen Bock schön brav zu lächeln und so zu tun, als ob alles OK wär. Ich sag jetzt, wie es ist. Und diese Homepage, auf der ich kein Blatt vor den Mund nehme, ist mir eine grosse Hilfe. So kann ich viel besser alles verarbeiten. So kann ich anderen eine Hilfe sein, denen es so ähnlich geht wie mir und so kann ich auch Hilfe von anderen bekommen, denen es so ähnlich geht wie mir.

Ich möchte mir mein Leben nicht weiter mit einem REISSVERSCHLUSSMUND kaputt machen lassen, der nur dann aufgemacht werden darf und kann, wenn er die Erlaubnis dazu hat.

Deshalb:

MUT ZUR WAHRHEIT!!!