Fassade
"Ein Meer voller Seelen
Doch so allein bleibt der Mensch in sich verschlossen
Er redet viel zu viel
Doch sagt er nichts - nichts gibt er preis - nichts nimmt er auf
Nur die Fassade schmückt er treu."
(Lacrimosa - Fassade)
Das Copyright für diesen Text liegt bei „Lacrimosa“. www.lacrimosa.de
Vorwort:
Lange habe ich überlegt, ob ich diese Seite erstellen soll. Dann habe ich mich dafür entschieden. Ich möchte auf dieser Seite, wie auf meiner gesamten Homepage NIEMANDEM Vorwürfe machen, auch nicht meinen Adoptiveltern! Das möchte ich hier noch einmal ganz klar sagen.
Da mich aber dieses Thema schon lange beschäftigt und ich durch mein Partnerforum www.hungrige-seelen.de leider immer wieder erfahren musste, dass es in diesem Fall nicht nur mir so geht, möchte ich nun meine Gedanken und Erfahrungen zu diesem Thema hier auch öffentlich machen. Ich möchte damit bezwecken, dass Betroffene sehen können, dass sie nicht alleine sind mit ihren Gefühlen und Ängsten.
Früher dachte auch ich immer, es würde nur mir so gehen, bis ich bei Freunden und auch verstärkt im Forum merkte, dass viele andere genau dasselbe durchmachen müssen wie ich.
Deshalb möchte ich nun auf dieser Seite über das Thema Fassade sprechen und wie Kinder unter der „heilen – Happy Family – Fassade“ zugrunde gehen.
Die Fassade:
Welche „Fassade“ genau meine ich? Nun, ich denke, die Antwort auf diese Frage schien schon in meinen anderen Seiten durch.
Ich meine die Fassade, die Menschen bilden, um andere Menschen zu täuschen.
Wie z.B. meine Adoptivmutter. Sie erschuf diese Fassade der glücklichen, zufriedenen, gesunden, innigen Familie. Und sie tut alles, damit dieser Schein gewahrt wird. Wie es mir dabei geht ist ihr egal (was sie mir auch sagte).
Glücklich: Ich bin nicht glücklich. Ich bin nicht glücklich so leben zu müssen. Durch dieses ganze Versteckspielen und „Was sollen denn die Leute denken“ (es interessiert mich nen Sch..., was die Leute denken...) habe ich nur gelernt niemals meine wahren Gefühle der Öffentlichkeit preis zu geben. Das ist ein Punkt warum meine „Maske“ entstand...
Zufrieden: Ich bin nicht zufrieden. Ich bin nicht zufrieden mit dem Leben, das ich lebe, mit meinem Körper, in dem ich leben muss, mit meinem Charakter, mit dem ich jeden morgen aufwachen muss, mit meiner Vergangenheit, mit der ich fertig werden muss, mit meiner Zukunft, vor der ich Angst habe...
Gesund: Ich bin nicht gesund. Ich verstümmele meinen Körper, möchte nicht mehr in ihm leben, hasse mich und andere Menschen und habe kaum Aussicht auf Heilung...
Innig: Ich bin nicht innig mit meiner Adoptivfamilie. Ich war es noch nie. Noch nie sagte meine Adoptivmutter zu mir, dass sie mich lieb hat. Noch nie nahm sie mich in den Arm. Die einzigen körperlichen Berührungen waren nicht gerade sanfter Art...
Nur muss das Image der glücklichen Familie nach Aussen hin stimmen. Meine Eltern arbeiten beide und da darf der gute Ruf ja nicht geschädigt werden. Und die ganzen Redereien hinter dem Rücken... das wäre ja ein Skandal. Man könnte ja Schuldzuweisungen machen oder tratschen.
Als ich im Jahr 2004 von der Redaktion „Fliege“ z.B. die Einladung bekommen hatte, in einer Sendung teilzunehmen, war ich Feuer und Flamme. Man wollte wirklich MICH im Fernsehn haben. MICH! Ich konnte das erst gar nicht fassen und musste die E-Mail noch mal lesen. Voller Freude habe ich dann meine leibliche Mutter angerufen und die war auch total begeistert. Sie hat gesagt, ich solle da auf jeden Fall zusagen. Dann bin ich damit zu meinen Adoptiveltern gegangen. Auch ihnen habe ich die E-Mail voller Freude vorgelesen. Mein Vater war sofort skeptisch und riet mir mit verzogenem Gesicht ab. Meiner Mutter konnte man das Entsetzten direkt aus dem Gesicht ablesen.
„Wenn das hier einer sieht...“ War ihre Reaktion. Dann würden ja noch mehr Leute hier in unserem Umfeld davon mitbekommen. Man könnte sie ja darauf ansprechen... sie würde ja wieder in Berührung mit meiner Krankheit kommen. Sie hatte zwar alles getan um mich davon abzuhalten, aber ich habe diese Sendung wahrgenommen. Ich hätte mich mein Leben lang dafür gehasst, wenn ich es nicht getan hätte, nur um ihr wieder gerecht zu werden.
„Wir wurden an der kurzen Leine gehalten, in den Dreck gedrückt und unten gehalten. Wir wurden als Nichts betituliert. Und jetzt verlangt man von uns, aufrecht durchs Leben zu gehen, damit ihre Fassade nicht bröckelt.“
(Ein Forumeintrag von mir bei www.hungrige-seelen.de am 18.04.05)
Ich möchte so gerne wissen, woran ich bei meiner Mutter wirklich bin. Liebt sie mich? Hasst sie mich? Dazwischen gibt es für mich nichts.
Jemand im Forum sagte mir einmal: „Mein Leben lang hat sie mich wie ein Nichts behandelt, aber bei anderen preist sie mich in den Himmel...“
Und genau das ist das Verhalten, was mich so durcheinander bringt. Ich verstehe es nicht, da es genau gegensätzlich ist. Ich habe das nie verstanden und sah dann immer ihre „Ausbrüche“ als ein Versehen an. Ich wollte, dass sie mich liebt und drehte es mir dann so, dass ich es auch glauben konnte. Nur glaube ich, hatte mein Gesprächspartner im Forum recht... Eher ihr Verhalten, mich als NICHTS zu behandeln ist wohl ihr wahres Verhalten mir gegenüber. Mit mir bei anderen prahlen, mich loben und sagen, wie begabt ich doch bin (in meiner Kunst), war nur das Wahren der Fassade.
Das macht mir ihr Verhalten verständlicher... aber ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das auch wirklich so stimmt.
Ich störe ihre Fassade. Ich bin eine Gefahr für sie, denn ich kann Löcher hineinreissen, die sie nicht wieder schliessen kann. Dann ist ihre Fassade durchschaubar, der Schein ist nicht mehr zu wahren.
Sie hat für mich bereits eine Zukunft geplant. Sie hat bestimmte Verhaltensregeln für mich befunden, hat ihre genauen Vorstellungen, wie ich sein soll, was ich tun soll, wer ich sein soll... Doch seit ich angefangen habe mich davon zu lösen und mein eigenes Leben, nach meinen eigene Vorstellungen zu leben, macht sie mir das Leben zur Hölle. Wir brauchen nur 5 Minuten zusammen zu sein und schon gibt es Streit. Sie kennt genau meine wunden Punkte, wie es scheint, und sticht genau dort zu.
Ich weiss nicht, warum sie das macht, es gibt da mehrere Möglichkeiten. Entweder sie kommt einfach nicht mehr mit mir klar und hat mich aufgegeben (je so zu werden, wie sie es möchte), oder sie will mich aus dem Haus ekeln, entweder weil sie möchte, dass ich endlich mal was anfange zu tun (Studium), oder weil sie denkt ich sei ein Schmarotzer und würde mich auf ihrem Geld ausruhen.
Ich weiss es nicht, ich komme an dieser Frau einfach nicht weiter. Ich verstehe nicht, wie sie denkt oder warum sie so handelt.
Vielleicht werde ich es auch nie erfahren.
Ich würde so gerne einmal mit ihr darüber reden, aber das ist unmöglich, weil sie niemanden so nah an sich ran lässt... über Gefühle reden ist nicht so ihr Ding... war es noch nie und wird es auch nie sein.
Das alles ist nun nicht mehr so schmerzhaft für mich, denn ich habe ja jetzt meine leibliche Familie als Halt...