Butter
"Du bist die Butter und die Mama ist ein Messer."
Butter ist für mich das geworden, was für Dali die "zerfliessenden Gegenstände" waren:
Ein Ausdruck für das Weiche, etwas Instabiles.
Von daher lag meine Schwester gar nicht so falsch mich mit Butter zu vergleichen.
Die Substanz "Butter" hat nun mein Interesse auf sich gezogen.
Ich habe bereits ein paar Versuche veranstaltet und diese per Photo dokumentiert.
Hier die Ergebnisse:
Meine Mutter und meine Schwester lachten über diesen Vergleich. Ich werde eher traurig, wenn ich das Resultat dessen sehe, was ein Messer mit Butter anstellen kann.
Butter, als, wie schon gesagt, etwas weiches, instabiles, etwas, das leicht zu zerstören ist, wie man an den Photos sieht.
Und ein Messer, etwas festes, stabiles und hartes. Kalter Stahl, der ohne Mühe durch die weiche Substanz der Butter fährt und sie in zwei teilt.
Mit der Butter assoziiere ich meine Seele. Das kleine Kind in mir, das von Säuglingsalter an alles genau mitbekommen hat... Die Gespräche, die meine leibliche Mutter mit mir führte, als ich noch in ihrem Bauch war, ganz nah unter ihrem Herzen. Wie sie mir versprach, alles zu tun, damit sie mich behalten kann, dass sie mich nicht weggeben muss. Dann meine Geburt, als die Schwester mich direkt aus dem Zimmer trug und ich nicht mal in den Arm meiner Mama durfte. Dann auf einmal die "neue Familie" und das ständige Gefühl, dass da was fehlt...
Ich mache meiner Adoptivmutter keinen Vorwurf, dass sie so ist, wie sie nun mal ist. Manchmal wirkt sie kühl und abweisend, zeigt selten emotionen... praktisch das Gegenteil von mir. Jeder Mensch hat einen Abwehrmechanismus. Und ihre Kühlheit ist nun mal ihr Schutzwall, so wie die Maske und meine Traumwelt mein Schutzwall ist.
Sie kann nichts dafür, dennoch tut es weh, wenn ich daran denke, dass sie mir nicht einmal gesagt hat, dass sie mich lieb hat, dass sie es mir nur so selten gezeigt hat, dass es so ist, dass sie mir keine körperliche Nähe gegeben hat, dass sie mir kaum Zuneigung gegeben hat, meiner Wahrnehmung nach.
Mein Vater meint, sie würde mich lieben und ich und meine Krankheit wären ihr nicht egal, auch wenn sie sagt, dass es so ist.
Mein Verstand und meine Gefühle stehen da noch im Kampf.
Denn ich weiss, dass er Recht hat, doch fühlen kann ich es noch nicht.
Nachtrag: 31. März 2005
Mir ist noch ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen Butter und dem Messer aufgefallen:
Das Messer reflektiert alles, es hat eine blanke, glatte Oberfläche, auf der sich alles spiegelt. Es hat kein eigenes Bild. Ausserdem ist das Messer hart und nicht verformbar. Das passt zu der Äusserung, dass sich meine Mutter nicht mehr ändern wird. Sie bleibt hart in ihrer Verhaltensweise und in ihren Ansichten.
Das Messer wird nur heiss, wenn es Wärme, bzw. Hitze ausgesetzt ist. Erst bei sehr starker Hitze fängt es an zu schmelzen. Man kann sich an dem Messer verbrennen, wenn es unter hoher Temperatur steht, doch dem Messer selbst macht es nichts aus.
Die Butter hingegen hat eine weiche Oberfläche. Sie spiegelt nichts wieder, hat ihr eigenes Bild, das zu ihr ganz alleine gehört. Die Butter ist weich, man kann sie formen, wenn man möchte. Man kann sie dadurch aber auch zerstören, wie die Photos oben zeigen. Setzt man Butter höheren Temperaturen aus, fängt sie an zu schmelzen, sie nimmt eine andere Form an. Etwas Neues ist entstanden.